Ja zur Stadtbücherei im Pfleghof

Leserbrief vom 12. Januar 19 – Neubau Standort ist nicht zukunftsträchtig

Zum Leserbrief „Nur BüchereiNeubau wäre vernünftig“ vom 22. Dezember:
Der Leserbriefschreiber findet, dass der angedachte BüchereiNeubau in der Küferstraße eine „einmalige Gelegenheit“ zur Belebung des Einzelhandels wäre. Er geht dabei vermutlich von einem zukunftsträchtigen Standort aus, doch einen solchen wird es in der Küferstraße nicht geben. Zukunftsträchtig ist ein Neubau nur dann, wenn er erweiterbar ist und Raum für künftige Anforderungen bietet. Dem ist jedoch nicht so. Der aktuelle Entwurf ist aufgrund der Lage genau auf die jetzigen Bedürfnisse angepasst. Nachweislich kommen der Neubau und der sanierte Pfleghof nahezu auf dieselbe Quadratmeterzahl. Um diese im Neubau überhaupt zu erreichen, muss man in einem aufwendigen und lange dauernden Genehmigungsverfahren die Bebauungsgrenze überschreiten. Den Nachbarn mutet man eine hohe Brandschutzwand zu, entweder ganz fensterlos oder durch teure Brandschutzfenster unterbrochen. Dass ein Eingangsbereich von knapp elf Metern im Neubau einem Eingangsbereich von 30 Metern im Pfleghof gegenübersteht, ist auch alles andere als großzügig – zumal in diesem Bereich noch die raumgreifende Bücherrücknahme untergebracht
werden sollte. Der angedachte Veranstaltungsraum muss aufgrund der Platzverhältnisse in den Keller verlegt werden. Und schließlich wird in jedem Grundstudium für Architekten gelehrt, niemals einen Schlauch zu bauen, denn nirgends sind die Verkehrswege länger. Wer also schlussfolgert, die Bücherei
müsse – nach 20 Jahren des Wartens auf eine Erweiterung – missbräuchlich in die Küferstraße verlegt werden, um Kundenströme zu lenken, entscheidet sich für eine nicht durchdachte und in keinem Maße zukunftsträchtige Bücherei. Die bemängelten Leerstände von Läden sind das Ergebnis
einer bewussten Stadtentwicklung zugunsten des Bahnhofbereichs. Eine Bücherei wird dies nicht retten können. Um Käuferschichten in die Küferstraße zu lenken, müssen zwei bis drei Zugpferde an attraktiven Ladenketten, FlagshipStores oder AnchorShops angesiedelt werden.

Thorsten Helmcke
Esslingen